Gebärmutterkröte - Amulett, 19. Jahrhundert

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Seltene Gebärmutterkröte aus Wachs, ein Amulett und Votivobjekt (Exvoto) in Form einer Kröte, frühes 19. Jahrhundert. Unter „Gebärmutterkröte“ versteht man Votivgaben in Krötenform, die – in der Bildsprache des Volksglaubens – die weibliche Gebärmutter symbolisieren. Sie wurden von Frauen und ihren Familien bei „Weiberleiden“ wie Unterleibsschmerzen, schwierigen Geburten oder unerfülltem Kinderwunsch am Hausaltar oder in Kirchen dargebracht.

Das Motiv wurzelt in antiken und mittelalterlichen Vorstellungen: Bereits seit der Antike kursierte die Idee einer „wandernden Gebärmutter“, einer „lebendigen“ Matrix, die Unruhe und Schmerzen verursache.

Die Gebärmutterkröte ist im katholischen Alpen- und Voralpenraum belegt – von Kärnten und der Steiermark über Ober- und Niederösterreich bis nach Bayern, Schwaben und ins Elsass. In Tirol treten Kröten seltener auf; dort etablierte sich eine formal abweichende Gebärmutter-Votivform: die rot gefasste „Stachelkugel“ („Mutterkugel“, „Bärmutter“), deren spitze Dornen als Bild der stechenden Schmerzen gedeutet wurden.

Als Votiv (lat. votum = Gelübde) steht die Kröte im Kontext wechselseitiger Sakralökonomie: Man gelobt, im Vertrauen auf göttliche oder heiligenmäßige Hilfe eine Gabe zu stiften – sei es als Bitte, sei es als Dank für erfahrende Rettung. Zahlreiche Fund- und Belegorte sind über Wallfahrtskulturen erschlossen. In Inventaren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurden die Objekte zunehmend gesammelt, dokumentiert und – nicht selten auf kirchliches Drängen – aus dem Sakralraum in Museen überführt. Der Volkskundler Rudolf Kriss zählte 1929 rund 130 Exemplare (!), die Modernisierung religiöser Praxis und ein antimagischer Klerikalismus führten vielerorts zum Verschwinden der Votive aus den Kirchen.

Die „Gebärmutterkröte“ ist kein Kuriosum, sondern ein kulturhistorisches Objekt: Es bündelt theologische Praxis (Gelübde und Dank), medizinische Vorstellungen (von der antiken hystéra bis zur Volksmedizin), regionale Bilderfindungen (Kröte vs. Stachelkugel) und eine vielschichtige Sammel- und Forschungsgeschichte seit dem 19. Jahrhundert. Ein seltenes Zeugnis barocker und nachbarocker Volksfrömmigkeit des Alpenraums.

Diese Gebärmutterkröte ist aus Wachs und hohl gegossen. Die Beine sind nach oben gerichtet und der Schwanz ist zu einem Kegel verbreitert, um die Figur senkrecht aufzustellen zu können. Kleine Restaurationsspuren.

Provenienz: Volkskunst-Sammlung H. Nemec

Größe: ca. 11,5 cm x 6,5 cm
Gewicht: 24,4 g

Weiterführende Literatur:

  • Lenz Kriss-Rettenbeck: Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens
  • Liselotte Hansmann / Lenz Kriss-Rettenbeck: Amulett und Talisman
  • Klaus Beitl: Volksglaube. Zeugnisse religiöser Volkskunst
  • Rudolf Kriss: Das Gebärmuttervotiv

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