Breverl mit 400 Tage Ablass - Mariazell

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Seltenes Breverl (auch Ablassbrief genannt) aus Mariazell - mit 400 Tage Ablass (ein Jahr und 40. Tage), um 1800. Auf der Vorderseite die Kreuzigung Christi: Der dieses Crucifix andächtig küsst, hat Papst Johannes der 22. und Clemens der 4. Ablass verliehen auf ein Jahr und 40 Tag. Herr Jesu Christ in deine Händ, empfehle meinen Geist am End.

Auf der Rückseite die Darstellung der Madonna von Maria Cell. Darin ein Täfelchen zusammengeklebt aus Naturmaterialien, kleine magisch-religiöse Amulette, diverse Samen, Schabmadonna, Kreuz, etc...

Kleine Tasche mit Stickereien der Arma Christi. Sehr guter Zustand, selten.

Größe: ca. 5 cm x 7,5 cm

Ablass und Ablassbriefe

Der Ablass war im mittelalterlichen Österreich ein fester Bestandteil des kirchlichen Lebens und spiegelte die tiefe Verwurzelung religiöser Vorstellungen im Alltag wider. Gemeint war damit der Erlass zeitlicher Sündenstrafen, die nach der Beichte durch Bußübungen, Gebete oder fromme Werke abgetragen werden mussten. Der Ablass versprach eine Abkürzung dieses „Bußweges“ – sowohl für Lebende als auch für die Seelen im Fegefeuer.

Ab dem 13. Jahrhundert finden sich auch im heutigen Österreich erste Spuren organisierter Ablassvergabe. Insbesondere der Bau und die Ausstattung gotischer Kirchen, Klöster und Spitäler wurden durch Ablasspredigten und den Verkauf von Ablassbriefen finanziert. So gewährten etwa die Bischöfe von Salzburg und Passau wiederholt Ablässe für die Unterstützung kirchlicher Bauvorhaben – darunter der Dom zu Salzburg oder das Stift Melk. Pilgerstätten wie Mariazell erhielten spezielle Ablässe, um Wallfahrer aus dem gesamten Heiligen Römischen Reich anzuziehen.

Im 15. Jahrhundert nahmen Ablassaktionen im Habsburgerreich deutlich zu. Der Wiener Stephansdom profitierte mehrfach von Ablässen, etwa zur Finanzierung des Nordturms. Auch die Bürgerschaft selbst kaufte in großem Umfang Ablassbriefe – nicht nur aus Frömmigkeit, sondern auch zur sozialen Repräsentation: ein sichtbares Zeichen von Frömmigkeit und Zugehörigkeit zum „rechten Glauben“.

Besondere Bedeutung erlangte der Ablasshandel unter Papst Leo X., dessen Einnahmen unter anderem für den Bau des Petersdoms in Rom verwendet wurden. In österreichischen Städten wie Wien, Krems oder Graz predigten Ablasshändler – oft unter päpstlichem Mandat – mit wachsendem Erfolg. Der Dominikaner Johann Tetzel, berüchtigt für seine markigen Sprüche, war auch im süddeutschen und österreichischen Raum tätig. Sein Auftreten führte indirekt zur Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 – dem symbolischen Beginn der Reformation.

In der Folge wurde das Ablasswesen zunehmend kritisch hinterfragt, insbesondere in den habsburgischen Erblanden, wo sich früh reformatorische Bewegungen ausbreiteten. Im Zuge der Gegenreformation wurde das Ablasssystem zwar von der katholischen Kirche beibehalten, jedoch in geregelte Bahnen gelenkt. Der kommerzielle Verkauf wurde untersagt, und Ablässe durften nur noch im Zusammenhang mit Sakramenten und guten Werken gewährt werden.

Heute sind Ablassbriefe aus Österreich wertvolle Zeugnisse mittelalterlicher Frömmigkeit, kirchlicher Finanzpraktiken und sozialer Strukturen. In Archiven und Museen, etwa in Wien, Klosterneuburg oder St. Pölten, haben sich etliche Originale erhalten – oft auf Pergament, mit päpstlichen Bullen und beeindruckenden Siegeln versehen.

 

 

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