Godenschale mit Darstellung des Heiligen Johannes - Gmunden um 1780 bis 1820. Fayence, Scharffeuerfarben, plastische Henkel in Form von Engelsköpfen (Cherubime).
Im Spiegel fein gemalte Darstellung des Hl. Johannes des Täufers mit Nimbus, Kreuzstab und Lamm, von Wolken umgeben, unten bezeichnet „S. Iohannes“. Umrahmt von blauer Doppellinie und ornamentalem Rankenfries in Braun. Farbpalette in Blau, Gelb, Grün und Manganbraun, typisch für die Gmundner Hafnertradition des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.
Der Fußring unglasiert, Scherben beige-grau, mit Brenn- und Gebrauchsspuren. Glasur mit altersbedingtem Craquelé. Bemalung kräftig und weitgehend unversehrt, lediglich geringe Abriebspuren. Beide Engelsköpfe vollständig erhalten, rechts ein kleiner Brandriss in der Glasur – ein selten gut erhaltener Zustand.
Godenschalen
Diese Gefäße sind keine gewöhnlichen Haushaltsgegenstände: sie sind eng gebunden an den Taufpaten-Brauchtum (der „Gode“ bzw. die „Gode“) und an die Riten um das Wochenbett; deshalb tragen sie häufig im Spiegel (Mitte der Mulde) eine gemalte Darstellung des Namenspatrons bzw. Taufheiligen des Kindes.
Die Godenschale gehört in die Familie der Kindbett- und Taufgeschenke (Weigert-Gaben), die im ländlichen Alpenraum eine lange Überlieferung haben: Paten brachten nach der Entbindung eine speziell zubereitete Speise (oft Hühnersuppe) in einer eigens hergestellten Schale, die dem Kind oder der Mutter als Erinnerungszeichen übergeben wurde. Aus dieser sozialen Praxis erklärt sich die häufige Darstellung des Schutzheiligen (Namenspatrons) im Fond der Schale: die Bildinschrift nennt den Heiligen, die Bemalung war persönlich und oft auf Bestellung ausgeführt. Damit sind Godenschalen zugleich objektgewordene soziale Bindung und Ausdruck volksreligiöser Frömmigkeit.
Durchmesser: ca. -- cm
Höhe: ca. -- cm